Ringvorlesung "Was ist Universität?"

Ringvorlesung "Was ist Universität?"

An der Uni ankommen – ins Studium einsteigen!

Icon-Geistes-Sozialwiss-Hochschulmodul

In dieser Ringvorlesung beschäftigen sich externe Expertinnen und Experten sowie Lehrende unterschiedlicher geistes- und sozialwissenschaftlicher Fächer der Goethe-Universität mit der Frage „Was ist Universität?“.

Die Institution Universität wird aus unterschiedlichen (Fach-)Perspektiven kritisch beleuchtet und in ihrem Verhältnis zur (Stadt-/Gesamt-)Gesellschaft thematisiert. Sie erfahren so die Universität in ihren u.a. aktuellen, historischen, räumlichen und gesellschaftlichen Verschränkungen und können so selbst Ihren studentischen "Lebensraum" besser perspektivieren. Dazu verfassen Sie als Teil Ihres Portfolios im Hochschulmodul einen gleichnamigen, kurzen Essay. Ein Reader mit Lesematerial sowie Lerneinheiten der Übung Literale Kompetenzen und wissenschaftliches Arbeiten unterstützten Sie dabei.

ToDo (Anforderungen Studienordnung)

Lt. Studienordnung hat der Modulteil Ringvorlesung "Was ist Universität" 1 SWS, die Sie mit dem Besuch der Vorlesung zu den unten stehenden Terminen verbringen.

Für den Abschluss des Modulteils ist ein schriftlicher dreiseitiger Essay (ca. 5.000 Zeichen) mit dem Titel "Was ist Universität?" als Artefakt Ihres Portfolios (OLAT) notwendig. Im Modulteil Literale Kompetenzen und Wissenschaftliches Arbeiten werden Sie bei dieser Schreibaufgabe unterstützt.

Termine/Programm  

Mi 16-18h, 7 Termine - 12.04.-17.05.2023.

Vorläufiges Programm Sommersemester 2023

Die Universität als atmosphärisches Raumgefüge

Es gibt nicht nur den dreidimensionalen Raum mit Ecken und Kanten und einem quantifizierbaren Volumen. Mit geradezu „umwölkender“ Eindrucksmacht sind Räume auch sinnlich gegenwärtig und im Medium der Gefühle spürbar. Welche Bedeutung haben atmosphärische Raumqualitäten für das Befinden in Hörsälen, Seminarräumen, Treppenhäusern, Mensen … und noch den Sanitäranlagen einer Universität?

Geisteswissenschaften als Teil der Universität

Warum studieren Sie geisteswissenschaftliche Fächer? Weil Sie etwas können oder wissen wollen, weil Sie etwas lernen wollen, weil sie das, was Sie können und lernen, für etwas gebrauchen können? Mein Vortrag soll diese Fragen mit einer Geschichte der sogenannten Geisteswissenschaften seit ihrer Entstehung nachvollziehen und dabei die Geschichte der geisteswissenschaftlichen Fächer an der Universität Frankfurt in groben Zügen darstellen. Dabei sollen in aktueller Perspektive einige historische und systematische Aspekte diskutiert werden, die auf einen Unterschied im wissenschaftlichen Arbeiten in den Fächern der Geisteswissenschaften und dem Arbeiten in anderen Fächern hinauslaufen.

Die Idee der Universität und die historische Entwicklung der Institution

Nicht erst heute sind Universitäten eine Reformbaustelle. Seit mindestens 200 Jahren wird über die Stellung der Universität in Staat und Gesellschaft, ihre Funktion und Aufgabe diskutiert. Soll hier in erster Linie für bestimmte Berufe ausgebildet werden? Sind sie vor allem Orte der zweckfreien Forschung? Oder Ort der Bildung und des ungestörten Nachdenkens? Stehen sie in unmittelbarer gesellschaftlicher Verantwortung und arbeiten an der Lösung der großen gesellschaftlichen Fragen?

In der Vorlesung werden die Entwicklungslinien der Institution beginnend im Mittelalter über die Bildungsreformen des frühen 19. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert aufgezeigt.

Universität queeren und postkolonisieren – Ein- und Ausschlüsse an Hochschulen

Hochschulen sind Teil gesellschaftlicher Kämpfe um Macht- und Herrschaft. In ihnen spiegeln sich Dominanzverhältnisse wider, aber sie schaffen auch widerständige Räume, in denen Alternativen imaginiert und Widerstand organisiert werden kann. In meinen Vortrag werde ich die Ein- und Ausschlüsse an Hochschulen in Deutschland geschichtlich nachzeichnen. Im Anschluss fokussiere ich zwei aktuelle Debatten: Die Frage nach dem Zugang und der Sichtbarkeit von trans*, inter* und nicht-binären Perspektiven und Personen sowie der Frage nach (post-)kolonialen Logiken an Hochschulen.

Mithelfen, die Welt zu retten: Universitäten als Akteure der gesellschaftlichen Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit.

„Rettet Deine Uni schon die Welt?“ fragen die engagierten Studierenden des netzwerk n – Nachhaltigkeit an Hochschulen auf einer Info-Postkarte. Ist das zu viel verlangt von den Universitäten? Oder sind gerade sie es, denen eine Schlüsselrolle zukommt bei der Gestaltung der großen gesellschaftlichen Transformation hin zu Nachhaltigkeit? Und welche Rolle können Studierende einnehmen, die den Weg gemeinsam mit ihrer Hochschule gehen wollen? Diesen Fragen widmen wir uns in dem interaktiven Vortragsformat am 03.05.23.


Dr. Ute Symanski ist Supervisorin, Konfliktbehandlerin und Coachin. Als Hochschul- und Politikberaterin arbeitet sie insbesondere mit Hochschulleitungen und Führungspersönlichkeiten im Wissenschaftssystem, in Politik und Verwaltung. Das Thema Nachhaltigkeit liegt Frau Symanski besonders am Herzen. Sie wirkt mit in der Jury für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis (DNP), ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen – DGHochN, und im Beirat des netzwerk n. Für den Podcast #SciencemanagersForFuture führt sie Gespräche mit Persönlichkeiten im Wissenschaftssystem, die ihre eigenen Hochschulen noch nachhaltiger gestalten wollen.

Exzellenz, Bologna, Projekt – oder: Hürden der ‚unbedingten Universität'

Exzellenz, Bologna, Projekt – oder: Hürden der ‚unbedingten Universität'
In einer leidenschaftlichen Streitschrift für die Zukunft der Universität schlug der französische Philosoph Jacques Derrida vor einigen Jahren vor, dieser den Namen einer „unbedingten Universität“ zu geben. Sein bis heute aktueller Essay verdeutlichte dabei, dass dieser aus heutigen Sicht utopischen Universität in der Gegenwart eine durch viele Bedingungen eingeschränkte Institution gegenübersteht. Sie entspricht nur noch bedingt dem, was mit der Universität einmal verbunden und mit ihrer modernen Gründung versprochen wurde.
In meinem Vortrag möchte ich skizzieren, was es heißen könnte, aller Hürden zum Trotz heute an der Utopie einer „unbedingten Universität“ festzuhalten. Dabei werde ich auch konkret über das Fach, das ich selbst in Forschung und Lehre vertrete, sprechen, über die Theaterwissenschaft.

„Future Skills: Zukunftskompetenzen für die Welt von heute?!“ 
 
Mit zunehmender Flexibilisierung von Biografien wächst die Verantwortung Einzelner, individuelle Kompetenzstrategien für das eigene Leben zu entwickeln. Berufliche und private Lebensräume entgrenzen sich dabei zunehmend und greifen ineinander. In Bezug auf Bildung können wir eine regelrechte „Drift to Self-Organisation“ diagnostizieren (Ehlers 2020). Kennzeichnend dafür ist eine Entstandardisierung von Bildungsverläufen, bei der die Passung von informellen und formellen Bildungsangeboten zu beruflichen und privaten Anforderungen zunehmend selbst priori- siert und in individuelle Lern- und Handlungs- strategien umgesetzt werden muss, die verstärkt auf einen Erwerb von „Future Skills“ abzielen. Hochschulen stehen vor der Herausforderung, darauf zu reagieren. Future Skills sind derzeit in aller Munde. Natürlich als Digitale Skills - aber es geht um mehr. Überall auf der Welt entstehen Future Skill Initiativen – allein im deutschsprachigen Raum seit 2015 zählen wir 14 Studien. Sektorale, für Schulen oder Hochschulen, nationale (bspw. Future Skills Canada) und internationale, etwa von der OECD, der EU oder dem World Economic Forum. Die setzen sich damit auseinander, die gewandelten gesellschaftlichen Bedingungen für Arbeit, Bildung und Leben zu reflektieren und wichtige Future Skills zu analysieren. Viele dieser Konzepte setzen Schwerpunkte dabei auf die Frage welche Fähigkeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einer Welt im digitalen Wandel brauchen. Sie fokussieren sich oft auf digital data-bezogene Fähigkeiten, die ihren Ursprung bereits in den 90er und 2000er Jahren haben und dort als Digital Literacy diskutiert wurden - und nun oftmals noch mit wichtigen interkulturellen Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten angereichert werden. In anderen Ansätzen und Arbeiten zum Thema FutureSkills erscheint das Thema als eine konsequente Weiterführung des Konzepts des lebenslangen Lernens, um die Passung zwischen sich ständig wandelnden Anforderungen und den Fähigkeiten des Einzelnen herzustellen. Vielfach mit starkem Fokus auf den ökonomischen Impetus der Partizipation von Individuen am Arbeitsmarkt, manchmal mit dem Vorhaben Skills for Life abzubilden. Und tatsächlich nur einige wenige Ansätze versuchen in noch weiterem Radius einen ganzheitlicheren Bildungsbezug herzustellen. Bereits diese kurze Analyse zeigt, dass es offenbar um mehr geht als nur eine Renaissance des Kompetenzbegriffes.

Aber: Future Skills ist mehr. Mehr als nach einer Liste von Fähigkeiten, die etwa Schulen oder Hochschulen ihren Lehrplänen oder Curricular zugrunde legen könnten, um dann die Lernenden in zukunftsfester Weise garantiert und sicher für alle Eventualitäten vorbereiten zu können. Zwar umfasst die Diskussion um Future Skills Aspekte wie Kompetenzorientierung und lebenslanges Lernen, aber sie greift tiefer. Sie greift so tief, dass sie die Grundfesten des Bildungssystems und die Grundfesten des Umgangs mit Arbeit umfasst.


https://youtu.be/Scjry_mGKeg

Kontakt


Dr. Johanna Scheel

Koordinatorin
Orientierungsstudium Geistes- und Sozialwissenschaften

Campus Westend | Casino 1.813 
Nina-Rubinstein-Weg 1
60323 Frankfurt am Main

Telefon +49 (0)69 798 32943

scheel@em.uni-frankfurt.de

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