Thea Dorn

Tatort-Drehbücher, Theaterstücke wie ‚Marleni’ oder ‚Bombsong’ aber auch erfolgreiche Romane wie ‚Die Hirnkönigin’, ‚Mädchenmörder. Ein Liebesroman’ oder Die neue F-Klasse. Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird’ gehören zum Œuvre von Thea Dorn. Die 1970 in Offenbach geborenen Autorin studierte an der Goethe-Universität sowie in Wien und Berlin Philosophie und Theaterwissenschaft und lebt heute in Berlin. Seit 2004 moderiert Dorn für den Südwestrundfunk die Büchersendung ‚Literatur im Foyer’, seit 2008 für arte die Kulturdebatte ‚Paris-Berlin’.

Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Ich mache die Erfahrung in den Medien, aber auch in den Verlagen, dass sich alle Vorgänge extrem beschleunigen. Sich mehrere Tage Zeit zu nehmen, um einen Artikel zu schreiben, die Bücher für eine Sendung wirklich zu lesen, oder gar drei, vier Jahre an einem einzigen Buch zu sitzen, das gilt heute schon als extrem ‚altmodisch’. Ich bin überzeugt, dass wir diese ‚Altmodischkeit’ aber brauchen, wenn wir nicht verblöden wollen. In meinem Studium habe ich gelernt, was es heißt, sich eigenen wie fremden Texten mit Ausdauer, Hartnäckigkeit und Gründlichkeit zu widmen.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Meine sich über drei Semester erstreckenden Versuche, die ersten Kapitel von Hegels ‚Phänomenologie des Geistes’ zu verstehen, waren eine exzellente Schule der Demut. Und Ernst Tugendhat, der einmal im Seminar zu mir gesagt hat: „Da halten Sie so ein kluges Referat. Und dann stellen Sie so eine blöde Frage ...“

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Schrecklich viel Freizeit war da nicht. 1993, zwei Jahre vor Abschluss des Studiums, habe ich ja schon begonnen, meinen ersten Roman zu schreiben.

Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universitäts-Veranstaltungen?
Wie vermutlich alle Studenten seit vielen hundert Jahren: In Kneipen ...

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums? Wenn es eine WG war – mit wem lebten Sie zusammen?
In Berlin habe ich in meiner Anfangszeit kurz in einer WG gewohnt, weil die Lage auf dem Wohnungsmarkt 1991/1992 so verheerend war. Aber eigentlich war ich schon damals eine überzeugte Solistin.

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Es fällt mir schwer, ein einzelnes Ereignis herauszugreifen. Ich bin insgesamt sehr glücklich, dass es mir gelingt, mein Leben mit Tätigkeiten zu finanzieren, die ich liebe. Der vielleicht triumphalste Moment: Als mich im Dezember 1993 der Rotbuch-Verlag anrief, um mir mitzuteilen, dass sie mein allererstes Manuskript gleich veröffentlichen wollen.

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?
Neugier, Ausdauer, einen klaren Kopf.

Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?
Bloß kein Fach studieren, nur weil einem irgendwer eingeflüstert hat, auf dem Arbeitsmarkt hätte damit gute Chancen. Meine Erfahrungen sagen: Nur das studieren, wohin es einen wirklich zieht. Eine echte Leidenschaft für das, was man tut, ist wichtiger als alle Qualifikationen auf dem Papier.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Hoffentlich kleinere Seminare. Passioniertere Dozenten. Passioniertere Studenten. Gerade die Geistes- und Sozialwissenschaften sollten eine größere Nähe zur Gesellschaft, zur Öffentlichkeit suchen – ohne sich von der Verwurstungsmaschinerie verschlingen zu lassen.

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – wofür hätten Sie sich entschieden?
Rechtsmedizinerin.

Wie lautet heute ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
Don’t cry. Work.