Manuel Stock

Nach dem Abitur wollen die meisten Schüler erst einmal ganz weg von Schulbüchern und Lehrplänen, um die Welt zu sehen und sich zu entscheiden, was sie in ihrem Leben erreichen möchten.  Manuel Stock (32) hatte mit 20 Jahren seinen einjährigen Amerika-Aufenthalt hinter sich und war zu diesem Zeitpunkt bereits fünf Jahre Mitglied von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Kurz nach seinem Abitur an der Frankfurter Anna-Schmidt-Schule entschied sich Stock für eine aktive politische Karriere und wurde Stadtverordneter der Stadt Frankfurt. Danach folgte der  Zivildienst in der Sozialabteilung der Jüdischen Gemeinde Frankfurt. Von 2003 bis 2010 studierte der junge politisch engagierte Frankfurter Amerikanistik, Geographie und Politologie an der Goethe-Universität und war parallel zum Studium sowohl Landesschatzmeister der Grünen Jugend Hessen als auch Beisitzer im Landesvorstand der hessischen GRÜNEN.

Noch während seines Studiums leitete Manuel Stock von 2006 bis 2009 das Regionalbüro von Landtagsvizepräsidentin Sarah Sorge und wurde danach zum parlamentarischen Referent für Bildung, Wissenschaft, Hochschule und Jugendberufshilfe der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Hessischen Landtag. Seit März 2012 ist Manuel Stock Fraktionsvorsitzender und Geschäftsführer der GRÜNEN im Römer.

Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?

Meine Zeit an der Goethe-Uni hat mein bisheriges Leben stark geprägt. Im Studium und durch meine Dozenten, insbesondere Katja Sarkowsky (Amerikanistik) und Christian Berndt (Wirtschaftsgeografie), habe ich nicht nur mein Wissen erweitert, sondern auch gelernt, kritisch mit der Welt umzugehen und die Dinge zu hinterfragen. Eine besondere Bedeutung hat die Studienzeit für mich auch, weil ich in dieser Zeit meinen heutigen Ehemann kennengelernt habe.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Die Großexkursion ‚Die Grenzregion Mexiko/USA und die Global City Los Angeles‘ mit Prof. Christian Berndt im Herbst 2006. Es waren drei Wochen, dicht gepackt mit vielen bleibenden Eindrücken und Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Die Exkursion hat mir vor Augen geführt, dass Globalisierung kein abstrakter Prozess ist, sondern dass er sich in Orten und in dem Alltag von Menschen materialisiert: zum Beispiel in den Maquiladora-Fabriken von Ciudad Juárez oder in den Vierteln lateinamerikanischer Einwanderer in Los Angeles.

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?

Ich bin sehr regelmäßig ins Kino gegangen, häufig in den damals noch existierenden Turmpalast am Eschenheimer Tor, wo man die Filme in der englischen Originalfassung sehen konnte.

Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universitätsveranstaltungen?

Meistens im Café Crumble in der Kiesstraße, aber auch in der Rotunde im IG-Farben-Haus oder im Turmcafé, wo wir uns zu Gesprächen, für Uni-Arbeiten oder einfach zum Entspannen trafen. Häufig aber auch – geplant oder zufällig – in einer Kneipe oder einem Club.

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums? Wenn es eine WG war – mit wem lebten Sie zusammen?
Zwei Kommilitoninnen und ich, wir haben uns in einer Geografie-Einführungsveranstaltung kennengelernt, haben kurz nach Beginn des Studiums in Bockenheim eine WG gegründet. Nach einer sehr schönen Zeit in der WG habe ich kurz im Gutleut-Viertel gewohnt und bin dann ins Nordend gezogen.

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Mein Abschluss als Magister Artium inklusive der Fertigstellung meiner Magisterarbeit sowie die Wahl zum Fraktionsvorsitzenden und Geschäftsführer der GRÜNEN im Römer. Die Magisterarbeit war meine größte akademische Leistung, weil ich das Thema selbst gewählt habe, wegen des intensiven Literaturstudiums und des Schreibprozesses. Dabei habe ich gemerkt, dass das Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten ein ganz anderes Genre ist, als das Schreiben von Seminararbeiten. Die Lernkurve war in dieser Zeit sehr steil.

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?

HochschullehrerInnen sollten neben ihrer Forschung auch engagiert in der Lehre sein und die Studierenden begeistern können. Neugierde, Wissensdrang und die Lust auf Neues sind sicherlich die wichtigsten Eigenschaften, die Studierende mitbringen sollten. HochschullehrerInnen und Studierende sollten sich also gegenseitig motivieren und fordern.

Welche Bedeutung haben Alumni für die Universität, was können Alumni für die Universität tun?
Das Wissen und die Persönlichkeit der Alumni sind auch das Produkt ihrer universitären Ausbildung. Der gute Ruf der Universität basiert deshalb nicht nur auf abstrakten Hochschulrankings, sondern auch durch die Karrierepfade, Wirken und Auftreten ihrer AbsolventInnen. Alumni können aus diesem Grund zur Profilbildung und Reputation der Universität beitragen. Hierbei sollten Sie die Entwicklung ihrer Alma Mata aktiv (und auch kritisch) begleiten.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Die Universität der Zukunft ist ein Ort, an dem Studierende nicht nur eine gute fachliche Ausbildung bekommen, sondern auch lernen, die Welt, so wie sie ist, kritisch zu hinterfragen. Besonders in der gegenwärtigen Diskussion um Praxisbezug und Nähe zu Firmen ist das ein wichtiges Thema. In meiner Universität der Zukunft ist also nicht nur Praxisbezug wichtig, sondern es geht auch darum, welche Praxis wir wollen, um zu einer ökologischen und nachhaltigen Gesellschaft zu werden. Universitäten kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu.

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – wofür hätten Sie sich entschieden?

Das ist eine schwierige Frage, da ich noch nie einen „Masterplan“ in der Tasche hatte. Mal sehen, was auf mich zukommt…

Wie lautet heute Ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
„Don't stop thinking about tomorrow“ (Fleetwood Mac)

(Stand: 07.09.2014)