Bernd Herkner

Dinosaurier – die beeindruckenden Echsen aus dem Erdmittelalter kommen vielen zuerst in den Sinn, wenn sie an das Frankfurter Senckenberg Forschungsinstitut undNaturmuseum denken. Dabei befindet sich unter allen Museumsmitarbeitern nur einer, der als Saurierexperte durchgeht: Dr. Bernd Herkner (50) beschäftigt sich unter anderem mit dem Bewegungsapparat der Dinos und ihrer Verwandten. Daneben achtet er als Leiter des Schaumuseums darauf, dass Deutschlands größtes Naturkundemuseum immer attraktiv für seine Besucher bleibt. An der Goethe-Universität studierte Herkner von 1981 bis 1988 Biologie und unterrichtete später auch in den Bio- und Geowissenschaften.

Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?Sie hat entscheidend meine berufliche Laufbahn geprägt, denn ich bin damals zu Senckenberg gekommen. Ein Kommilitone hatte mich darauf hingewiesen, dass man dort Leute für Museumsführungen suchte. Und da ich mich immer schon für Didaktik interessiert habe, eine Zeit lang studierte ich sogar Lehramt für Biologie und Mathematik, habe ich mich dort beworben und die Stelle auch bekommen. So fing meine Museumslaufbahn an.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?Mir gefiel, dass ich so viele Freiheiten hatte, mein Studium zu gestalten. Es gab ein umfangreiches Veranstaltungs-Angebot, aus dem ich mir meinen Stundenplan zusammenstellen konnte, und das habe ich genutzt! Ich fand es auch gut, dass es kaum Klausuren gab und es letztlich nur darauf ankam, zum Diplom alles zu können. Die schönsten Phasen waren für mich übrigens die Freilandpraktika im Hauptstudium – einmal das Vogelkunde-Praktikum in Schlüchtern und dann das Taubenorientierungspraktikum bei Prof. Wiltschko.

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?Viel Freizeit blieb mir eigentlich nicht. Ich habe nebenbei viel gearbeitet, zum Beispiel in der Schreinerei meines Vaters oder eben bei Senckenberg. Nur so konnte ich mir das Studium finanzieren. Wenn trotzdem Zeit übrig blieb, habe ich viel Sport getrieben – Fahrrad fahren, Joggen, Skigymnastik und solche Dinge.

Wo trafen Sie sich mit Ihren Kommilitonen außerhalb der Universitäts-Veranstaltungen?Das „Albatros“ in der Kiesstraße stand hoch im Kurs, viele der anderen Kneipen gibt es heute nicht mehr. Sehr oft trafen wir uns auch wechselseitig in den WGs der Kommilitonen, das war günstiger als in den Kneipen und wir hatten damals nicht viel Geld. Einige hatten auch kleine Gärten, und da haben wir dann gern gegrillt.

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums?Ich hatte eine eigene Wohnung im Haus meiner Eltern, wo ich mit meiner damaligenFreundin lebte.

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?Mein wichtigster beruflicher Erfolg war 2009 die Tiefseeausstellung bei Senckenberg. Sie hat nicht nur viele Besucher angezogen, sondern im Museum auch eine neue Ausstellungs- Epoche eingeleitet. Und mein wichtigster wissenschaftlicher Erfolg war der Abschluss meiner Doktorarbeit, eines umfassenden Werks über die Evolution der Wirbeltiere. Von dem Wissen, das ich mir dabei angeeignet habe, zehre ich heute noch!

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?Studierende sollten während des Studiums unbedingt lernen, selbständig zu arbeiten und Eigeninitiative zu ergreifen. Das wird derzeit nicht genügend gefördert, das System ist zu verschult. Die Selbständigkeit sollte man übrigens auch dafür nutzen, über den Tellerrand zu schauen und die Möglichkeiten auszuschöpfen, die man an der Universität hat. Und die Hochschullehrer sollten das unterstützen, ihre Studierenden gut und ehrlich beraten und ihnen beim Öffnen von Türen, zum Beispiel an ausländischen Hochschulen, behilflich sein.

Was würden Sie heutigen Studierenden raten, um beruflich erfolgreich zu sein?Möglichst früh in die Praxis zu gehen, nicht erst nach Abschluss des Studiums. Dabei sollten sie auch ihre Hochschullehrer fordern, um von ihnen gute Tipps und Ratschläge zu bekommen. Hier gilt es, sich nicht abwimmeln zu lassen und seine eigenen Ideen zu realisieren! Man sollte immer nur das tun, was einem am Herzen liegt, denn darin ist man am besten!

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?Die Universität der Zukunft sollte sich zum einen auf die Tugenden der Vergangenheit zurückbesinnen, wieder mehr Freiheiten zulassen und ein breiter aufgefächertes Studium ermöglichen. Zum anderen sind studienbegleitende Services wichtig, die den Studierenden helfen, mit ihren Abschlüssen auch passende Jobs zu finden. Es macht keinen Sinn, übermäßig viele Studierende für einen nicht existenten Markt auszubilden oder ihnen zu verschweigen, welche Berufsperspektiven sie wirklich haben.

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – welcher wäre das gewesen?Da gab es zwei Optionen. Zum einen das Handwerk: Eine Zeit lang wollte ich Steinmetz werden, denn in dieser Branche hatte ich während der Oberstufe schon in den Schulferien gearbeitet, und das hat mir immer großen Spaß gemacht. Zum anderen fand ich aber auch Luft- und Raumfahrttechnik immer sehr interessant.

Wie lautet heute Ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
„Tun, was einem am Herzen liegt“ und „Am Ende siegt immer das Gute“. Obwohl – Letzteres glaube ich nicht wirklich …