Marion Klomfass

Marion Klomfass ist Leiterin und Mitbegründerin des japanischen Filmfestivals Nippon Connection. Die gebürtige Wiesbadenerin studierte an der Goethe-Universität Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Germanistik und Musikwissenschaft. Ihre Abschlussarbeit schrieb sie über das japanische Kino der 60er Jahre. Das Thema der japanischen Kinematografie blieb für ihre Karriere federführend. Bereits während des Studiums gründete sie das japanische Filmfestival Nippon Connection und ist seitdem die Festivalleiterin. 2002 war Klomfass am Institut für Filmwissenschaft als Dozentin tätig und führte ihre Studierenden in die japanische Filmgeschichte ein. Seitdem war sie Jurorin beim b.film&digital vision Festival in Berlin, Tokyo International Film Festival, Barcelona Asian Film Festival und GoEast Filmfestival in Wiesbaden. Beim exground filmfest in Wiesbaden gründete sie die Sektion ‚News from Asia‘ und erhielt 2000 einen Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden für das Organisationsteam des exground filmfestes. Marion Klomfass ist auch gerne selbst kreativ tätig und arbeitet als Cutterin beim Hessischen Rundfunk sowie als freiberufliche Color Graderin.

Für ihr Engagement und ihre großen Verdienste um den japanisch-deutschen Kulturaustausch und die Vertiefung des gegenseitigen kulturellen Verständnisses wurde Marion Klomfass 2013 mit einer besonderen Auszeichnung durch den japanischen Außenminister gewürdigt. Marion Klomfass lebt mit ihrem Ehemann in Frankfurt am Main.

Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit für Sie aus heutiger Sicht?
Meine Studienzeit war sehr wichtig für mich. Nach meinem Abitur wusste ich noch nicht, was ich einmal ‚werden‘ will. Ich hatte vielseitige Interessen in den Bereichen Literatur, Theater, Kunst und Film und entschied mich zunächst für das Germanistik-Studium an der Goethe-Universität. Als ich erfuhr, dass es ein Hauptfach für Theater-, Film- und Medienwissenschaft (TFM) geben sollte, war ich gleich Feuer und Flamme, musste mich aber noch drei Jahre gedulden, bis es gegründet wurde. Das TFM-Studium war ein Glücksgriff für mich. Hier konnte ich meine Interessen vertiefen und viel Neues kennenlernen. Es war der pure Luxus, in einem kleinen Institut mit gerade einmal 40 Studierenden studieren zu dürfen. Die Atmosphäre war sehr persönlich, und ich hatte immer den Freiraum, eigene Projekte zu verwirklichen. Während meines Studiums habe ich als studentische Hilfskraft gearbeitet. Durch verschiedene Praktika und Jobs im Theater- und Filmbereich habe ich einen Einblick in die Berufswelt erhalten. Ich war unter anderem Regieassistentin am Theater und Filmvorführerin. Während eines Urlaubssemesters habe ich bei einer Frankfurter Postproduktionsfirma eine Trainee-Ausbildung zur Cutterin gemacht – ein Beruf, den ich noch heute ausübe.

Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Eher schlechte Erinnerungen habe ich an Vorlesungen und Seminare der Germanistik und Musikwissenschaft, die häufig in völlig überfüllten und stickigen Räumen stattfanden. Oft habe ich auf dem dreckigen Boden sitzen müssen. Das TFM-Institut in einer schönen Gründerzeit-Villa war dagegen ein Traum, und die Seminarräume waren nie überbelegt.

Was war Ihre liebste Freizeitbeschäftigung während des Studiums?
Während meines Studiums bin ich sehr gerne ins Theater, Kino und in Ausstellungen gegangen. Seit 1993 habe ich ehrenamtlich das exground filmfest in Wiesbaden mitorganisiert.

Wo trafen Sie sich mit Ihren KommilitonInnen außerhalb der Universitätsveranstaltungen?
Das Stattcafé und Café Albatros in Bockenheim waren damals meine Lieblingsplätze.

Wo wohnten Sie während Ihres Studiums? Wenn es eine WG war – mit wem lebten Sie zusammen?
Ich war nie ein Fan von WGs. Eine winzige Einzimmerwohnung in Frankfurt-Bockenheim war mir lieber als eine kommunikative WG, wo man sich ständig um den Inhalt des Kühlschranks oder den Putzplan streiten muss.

Was war Ihr wichtigster akademischer oder beruflicher Erfolg?
Ich war sehr stolz, dass ich nach einer langen Studienzeit und vielen Nebenjobs noch meinen Magisterabschluss in Angriff genommen und sogar mit ‚sehr gut‘ bestanden habe. Kurz davor hatte ich außerdem mit Kommilitonen das Japanische Filmfestival Nippon Connection gegründet. Ich wundere mich noch heute, wie erfolgreich gleich das erste Nippon Connection Festival im Studierendenhaus war. Wir hatten mit einer Handvoll Besuchern gerechnet, wurden aber von rund 10.000 Zuschauern überrannt. Bei der Gründung hatte ich damals nicht gedacht, dass die Nippon Connection einmal das weltweit größte Festival für japanischen Film wird und ich sogar vom japanischen Außenminister dafür ausgezeichnet werde.

Welche Eigenschaften sollten Hochschullehrer beziehungsweise Studierende mitbringen?
Hochschullehrer sollten immer offen sein für neue Themen und Entwicklungen und ihre Lehrveranstaltungen interessant gestalten. Es gibt nichts Schlimmeres als langweilige Seminare oder Vorlesungen. Studierende sollten sich trauen, Dinge zu hinterfragen und eigene Positionen zu vertreten und sich nicht vom Hochschulbetrieb einschüchtern lassen.

Welche Bedeutung haben Alumni für die Universität, und was können Alumni für die Universität tun?
Alumni können den Studierenden aufzeigen, welche Möglichkeiten sie nach ihrem Abschluss in der ‚realen‘ Berufswelt haben, und dass auch ein nicht so gradliniger Lebenslauf zum Erfolg führen kann.

Wie sieht für Sie die Universität der Zukunft aus?
Ich hoffe, dass die Bologna-Reform noch einmal überarbeitet wird. Es muss mehr Freiraum für die Studierenden geschaffen werden, damit sie sich während ihres Studiums auch in ihrer Persönlichkeit entwickeln und Sachen ausprobieren können. Vor allem in den Geisteswissenschaften verhindert der straffe Studienplan oft eigenständiges Denken.

Wenn Sie einen anderen Beruf gewählt hätten – wofür hätten Sie sich entschieden?
Ich glaube, ich hätte mich für nichts anderes entschieden.

Wie lautet heute Ihr Wahlspruch oder Arbeitsmotto?
Obwohl ich bekennende Atheistin bin, gefällt mir dieser Sinnspruch: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“