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Margarete Susman – Gedichtvertonungen

Forschungsprojekt von Martin J. Kudla

Margarete Susman (1872–1966) ist eine der bedeutendsten Denkerinnen der deutsch-jüdischen Geistesgeschichte. Eine Generation vor Edith Stein und Hannah Arendt schuf sie ein vielfältiges Werk als Dichterin, Philosophin, Essayistin und Kritikerin. Ein bisher nahezu unbekannter Aspekt ihres Wirkens sind die Vertonungen ihrer Gedichte – vor allem durch nicht-jüdische Komponist:innen. Diese produktiven Reaktionen und dieses musikalische Echo auf ihr dichterisches Werk sind ein einmaliges Zeugnis der Vielfalt eines deutsch-jüdischen und europäisch-jüdischen Gesprächs, von Wechselwirkungen und Gegenseitigkeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts wie auch im Angesicht des aufkommenden Nationalsozialismus. 

Rund 30 Vertonungen der Gedichte Susmans, einige davon nur in Manuskriptform, konnten bisher im Rahmen des Projekts in Archiven und Bibliotheken ausfindig gemacht werden. Das vermutlich bekannteste Werk, Jean Sibelius‘ „Im Feld ein Mädchen singt“, stellt nur einen der vielen musikalischen Höhepunkte dar. Die Kompositionen sind bis auf ein Chorwerk allesamt für Stimme und Klavier, die meisten beruhen auf Susmans Gedichtband Mein Land von 1901. 

Das Ziel des Projekts ist die Edition und Publikation der Vertonungen mit je einem literaturwissenschaftlichen und einem musikwissenschaftlichen Einleitungstext. Zudem soll eine Aufnahme der Lieder und die Erstellung einer Beilage-CD für die Publikation vorgenommen werden. Das Projekt wird durch eine Podcastreihe und im Rahmen eines moderierten Konzerts in Frankfurt der Öffentlichkeit vorgestellt. 

Kooperationspartner für das Projekt ist Prof. Dr. Jascha Nemtsov, Inhaber des Lehrstuhls für die Geschichte der jüdischen Musik der Hochschule für Musik Weimar.